Ein Weg für Bienen und Insekten nach haltig Lebensräume zu schaffen
Vor dem Hintergrund des drastischen Artenrückganges in unseren landwirtschaftlich genutzten Flächen, hat das Land Hessen das HALM Projekt aufgelegt. Dieses Hessische Programm für Agrarumwelt und Landespflege-Maßnahmen gewährt auf Antrag der Landwirte Ausgleichszahlungen, wenn sie z.B. ihre Wiesen spät mähen, oder in einem Zeitraum von zwei Monaten keinerlei Arbeiten auf Grünland verrichten. So sollen Bodenbrüter eine Chance bekommen, ihren Nachwuchs durchzubringen. Auch Blühstreifen als Insektenfutter werden mit 600 – 700 Euro pro Hektar und Jahr gefördert.
Um den Artenrückgang bewerten zu können, werden sogenannte Leitarten betrachtet. Diese kommen in bestimmten Biotop-Arten, wie Grünland, Wald oder Acker immer dann vor, wenn das Umfeld passt.
Leitarten unserer Ackerflächen sind z.B. die Feldlärche, die Grauammer und das Rebhuhn. Bei letzterem ist der Rückgang besonders dramatisch. Verglichen mit dem Bestand von 1980 war in 2010 ein Rückgang von 93% zu verzeichnen. Das HALM Programm konnte den Rückgang nicht aufhalten.
Abhilfe soll nun das AUBI-Projekt leisten.
Im Agrar-Umwelt- und Biodiversitätskonzept wurden erstmals für die Gemeinden Groß-Umstadt, Otzberg, Ueberau und Groß-Bieberau Maßnahmen auf Ackerflächen umgesetzt, die dem Artenrückgang entgegenwirken sollen. Die Teilnahme der Landwirte ist freiwillig und die Erstellung des Konzeptes ist für die Kommune kostenneutral.Ernteeinbußen der Landwirte werden über Fördermittel des HALM-Programms ausgeglichen. Gewinner sind die Natur und das Image der Landwirte.
Am 17. Februar fand auf Antrag der Grünen und einstimmigem Beschluss der Gemeindevertretung die Auftaktveranstaltung zu AUBI im Fischbachtal statt. Hier stellte Herr Mohr, vom gleichnamigen Büro für Umweltschutz, in einem eindrucksvollen Vortrag die Situation des Rebhuhns dar.
Das Rebhuhn braucht für sein Brutgeschäft ca. zwei Monate. Vom Nestbau bis Ende der Eiablage vergeht der erste Monat, gefolgt von einer dreiwöchigen Brutzeit. Dann schlüpfen die Küken mit einem Gewicht von ca. 8 Gramm. Ab dem zweiten Tag verlassen sie mit ihren Eltern das Nest und begeben sich auf Futtersuche. In den ersten Wochen besteht die Nahrung ausschließlich aus Insekten, also aus hochwertigen Proteinen, die eine schnelle Gewichtszunahme bis zur Flugfähigkeit innerhalb von drei Wochen garantiert. Fehlen die Insekten, so haben die Küken keine Überlebenschance.
Hier soll das AUBI Projekt ansetzen und den Insekten durch Blühstreifen einen Lebensraum bieten und somit das Überleben der Rebhühner sichern.
Zugegeben, im Fischbachtal haben wir nicht die riesigen Ackerflächen wie in Groß- Umstadt oder Otzberg. Wir sind hier eher Grünland betont, wovon nach Schätzung des Landwirtschaftsamtes ca. 50% über HALM Projekte registriert sind. Das ist sehr positiv. Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten zur Förderung der Biodiversität.
Nach Auskunft unseres Ordnungsamtes haben wir ca. 80 km Feldwege, mit einer Breite von durchschnittlich 6 m. Zieht man die Fahrspur von ca. 3 m ab, so ergibt das einen beidseitigen Randstreifen von 1,5 m. Hier muss ein Umdenken stattfinden. Der alte Wert der Sauberkeit in Form von kurz gemähten Wegrändern hat ausgedient. Sauber ist tot!
Eine späte einmalige Mahd genügt; wenn möglich sollte wechselseitig ein Streifen stehen bleiben, denn Altgrasflächen helfen den Insekten zu überwintern.
Lasst uns gemeinsam weiterführen, was unser Bürgermeister mit den Blühstreifen begonnen hat und durch die Anlage weiterer Blühflächen auf gemeindeeigenen Grundstücken fortführt.
Hier sollen ca. 950 m² Blühwiesen entstehen, finanziert durch einen zweckgebundenen Nachlass, sowie durch Mittel der Entega Stiftung.
Davon sollen bei 260m² der Oberboden abgetragen werden und durch ein nährstoffarmes Substrat ersetzt werden, um einen größtmöglichen Artenreichtum an Blühpflanzen zu ermöglichen.
Bei den verbleibenden 690m² soll durch Bodenbearbeitung, Einsaat von Blühstauden und vor allem durch Pflegeumstellung ein Blüh-Effekt erzielt werden.
Während die Pflegeumstellung, von 4 – 6-wöchigem Rasenschnitt auf zweimalige Mahd pro Jahr Kosten spart, verschlingt der Bodenaustausch den größten Anteil des Budgets und ist ein künstlich erzeugter Lebensraum, den sich die Natur früher oder später wieder zurückholen wird.
Wir fänden es sinnvoller, wenn die Randstreifen der Feldwege, durch Umfräsen und Neueinsaat, in Blühflächen umgewandelt würden. So käme man, mit dem gleichen finanziellen Aufwand, bestimmt fünf bis zehnmal weiter.
Würde man nur die Hälfte der Feldwege sich selbst überlassen, also darauf achten, dass sie nicht mehr umgepflügt abgemäht oder abgeweidet würden, so könnten wir, ohne erhebliche Kosten, eine Blühfläche von 24 Hektar, also 240.000m² schaffen. Das würde die Biodiversität fördern! Die Umgestaltung von knapp tausend Quadratmetern mit einem erheblichen finanziellen Aufwand, sind hingegen nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
An dieser Stelle sei auch den Landwirten gedankt, die sich an den AUBI- und HALM – Projekten beteiligen, wie z.B. der Blühacker, der von einem Landwirt aus Fränkisch Crumbach am Plattenweg nach Billings angelegt wurde.
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