GRÜNE Politik nur für Besserverdienende?
Viele Erzhäuser Bürgerinnen und Bürgerinnen werden etwas verwundert den von der SPD vielerorts auf ihren Plakaten verbreiteten Slogan „GRÜN muss man sich leisten können“ zur Kenntnis genommen haben. Bei den Sozialdemokraten ist man – wenn man diese Aussage ernst nimmt – also noch immer der Auffassung, GRÜN zu wählen sei etwas für Besserverdienende. Auf die Frage des politischen Handelns zugespitzt wird damit allen Ernstes behauptet, dass Fragen der Umwelt, der Energie oder der Klimapolitik solang zurückgestellt werden müssen, bis ökonomische Probleme gelöst und alle Einkommen so verteilt sind, dass jedermann gut davon leben kann.
Hinter dieser Aussage steht ein grundsätzliches Missverständnis: Dass nämlich das wirtschaftliche Wachstum und die gerechtere Verteilung der Vermögen unabhängig von der Lösung ökologischer Probleme erreicht werden könnten. Ein solches Denken war lange Zeit vorherrschend, ist aber schon seit Langem überholt. Längst haben auch die Unternehmen selbst begriffen, dass sie ein nachhaltiges Wachstum nur dann erreichen können, wenn sie Fragen der Umwelt und der Energieeinsparung mit in ihre betrieblichen Konzepte einbeziehen. Wer schon jetzt erneuerbare Energiequellen nutzt, wer schon jetzt klimaschädliche Treibhausgase vermeidet und wer schon jetzt durch seine Produkte die Umwelt möglichst wenig belastet, z.B. wenig Müll und Abfall verursacht, steht auf der Gewinnerseite: Er schafft damit zugleich Arbeitsplätze und trägt zu seiner nachhaltigen Entwicklung bei. Ein mittelständiger Unternehmer kann sich damit von den großen Stromkonzernen unabhängig machen und erhält damit eigenen Spielraum für eine kundengerechte Arbeitsweise. Wenn er eine ökologisch orientierte Produktionsweise nutzt, sorgt er nicht nur für eine sauberere Umwelt, sondern auch für eine effektivere und nachhaltigere Unternehmenskultur, die dem Kunden entgegenkommt. Wer also an nachhaltigem wirtschaftlichem Wachstum interessiert ist, wer damit auch die Grundlage für eine gerechtere Verteilung des Gesamtvermögens schaffen will, darf ökologische Gesichtspunkte nicht außer Acht lassen.
Für die Erzhäuser Kommunalpolitik heißt dies, dass z.B. bei der Vergabe öffentlicher Aufträge, etwa für den sozialen Wohnungsbau, ökologische Kriterien einbezogen werden müssen. Containerlösungen mögen, um schnell Wohnraum zu schaffen, im Einzelfall richtig sein. Wenn man jedoch die großen Probleme bei der Entsorgung nicht mehr benötigter Wohncontainer berücksichtigt, wird man schnell zum Ergebnis kommen, dass die Errichtung energiesparsamer Wohneinheiten in Modulbauweise auf den ersten Blick teurer ist und zeitaufwändiger erscheint, dafür aber in jedem Fall sich als umweltverträglichere und nachhaltigere Lösung darstellt. Deshalb darf man bei der so notwendigen Wiederankurbelung des Sozialen Wohnungsbaus nicht in einen blinden Aktionismus verfallen, sondern sollte an die Folgen für nachfolgende Generationen und an eine Vermeidung von Umweltbelastungen denken. Nur dann kann man nachhaltige Wirkungen erzielen, die allen zugute kommen.
Der politische Slogan darf also nicht lauten: „GRÜN muss man sich leisten können“, sondern muss lauten: „Gerechtigkeit gibt es nur, wenn Ökologie und Ökonomie als eine Einheit verstanden werden“.
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